Für die Umsetzung des Drehbuchs begibt sich die gesamte Crew mit dem Fahrrad auf eine Reise durch die baltischen Staaten.
Auf Begleitfahrzeuge wird konsequent verzichtet; das benötigte Equipment wird mit Fahrradanhängern transportiert. Drehorte, Statisten und benötigte Requisiten - alles wird vor Ort organisiert. Nebst den Drehs gilt es, täglich eine Strecke von 50 bis 70 Kilometer zurückzulegen, wobei nur der Ausgangsort, die Zwischenstationen und das Ziel der Reise festgelegt sind. Die genaue Route wird von Tag zu Tag neu geplant. Durch diese Vorgehensweise erhält der Film einen dokumentarisch-realistischen Charakter und lässt viel Raum für Improvisationen und Unvorhersehbares. Entstehen soll ein interessanter, kulturverbindender, nachhaltiger und nicht zuletzt umweltfreundlicher Film.


For the realization of the script the crew makes a journey trough the baltic states by bikes. We are not supported by cars - no! - we transport the whole baggage with trailers for the bikes. The film locations, the extras and the needed requisites - everything will be organised locally. Beside the shootings we have to travel daily 50 to 70 kilometer on our bikes, whereas just the start and destination is define. The exactly route will be planed new, day by day. Because of this approach the movie will have a documentary character and enough space for improvisation. It will be an interesting, culture-adjunctive, sustainable and not at least eco-friendly film.

Donnerstag, 27. August 2009

Lektion IV

So, und nach dem gestrigen ersten Teil der Berufsbilder beim Filmdreh, hier und heute exklusiv und nur für euch das Nachspiel.

Lektion IV: DIE BERUFSBILDER, TEIL II

DIE KAMERA
Der Kameramann ist derjenige beim Dreh, ohne den nix läuft und mit dem nix geht. Der Welt und den Menschen eigentlich wohlgesonnen, wird er zum Teufel wenn's um sein Bild geht. Stets auf der Suche nach (nie eintreffender) Perfektion, leidet er immer unter a) mangelhafter Technik oder b) mangelhafter Technik. Dispute mit der --> Regie sind an der Tagesordnung (siehe --> Regie, Schlagsatz "9 von 10"). Die Kamera befindet sich stets im Kampf mit wechselhaften Lichtverhältnissen bei Aussendrehs und dies konstant erfolglos. Aber man lernt, auch damit umzugehen. Nachfolgende Formel gilt: Anzahl aufgenommener Szeneminuten > Anzahl gerauchter Zigaretten = erfolgreicher Tag. Und Merksatz Nr. 1: Schärfeziehen bei HD (HD = Kino für Arme) ist Glückssache, speziell ohne HD-Kontrollmonitor. Merksatz Nr. 2: Schärfeziehen bei HD ist auch mit HD-Kontrollmonitor Glückssache, einfach ein bisschen weniger.

DAS LICHT
Hat man das Glück, einen guten Lichtmenschen und sattelschlepperweise Stromgeneratoren und Spannungsumwandler und Scheinwerfer so gross wie Estland dabeizuhaben, ist Licht eigentlich kein Problem. Ansonsten gilt der Grundsatz: Licht ist immer schlecht, da gibt es kaum ein wenn und aber. Nicht umsonst liegt Hollywood in Kalifornien. Da scheint immer die Sonne und es hat nie Wolken und die Lichtverhältnisse sind immer die gleichen und die ganzen Coppolas und Spielbergs und die Simpsons sind alle schlauer als wir und leben und arbeiten in sunny California. I love my dog. Und wir gucken in die Röhre, drehen uns die Speicherkarten heiss und plangen bei jeder einzelnen Szene den Himmel an in der guten Hoffnung, uns doch endlich mal bloss fünf Minuten konstante Beleuchtung zu liefern. Bloss deren fünf, verdammt.

DER TON
Der übelste Job beim Dreh von allem, was man so tun und lassen kann. Tonmenschen erkennt man in der Regel an ihrem Gesichtsausdruck, der in jedem erdenklichen Moment zu sagen scheint: Scheisse, eigentlich wäre ich doch besser beim Fischen geblieben, vielleicht hätte ich da mehr Schwein gehabt. Dreht man nämlich nicht in einem Studio, so ist der gute Ton für einen Film im Wesentlichen noch mehr Glückssache als Schärfe für den Kameramann. Aussenwelt und deren Geräuschkulisse ist nunmal kaum beeinflussbar und stets hört der Tonmensch über sein hypersuperduperempfindliches Mikrofon in China Frösche furzen, welche für den zu drehenden Film dann doch mehr Stör- denn Förderfaktor sind. Deshalb an dieser Stelle: Solltest du mal angefragt werden, doch kurz noch den Tönler für dieses eine Projekt zu mimen, lehne dankend ab und geh fischen. Den kürzeren ziehst du so oder so, aber beim Fischen besteht Hoffnung auf Erfolg.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen